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09. September 2019 – Persönlichkeit »Der Blog aus dem Ring« Körperintelligenz

 

Wer frei und selbstverantwortlich leben möchte, sollte seine Vorlieben und Schwächen kennen. Das gelingt uns dann besonders gut, wenn wir die Sprache des eigenen Organismus verstehen und so auf seinen enormen Erfahrungsschatz zugreifen können. 

Google & Co. holen auf

Ich saß am 13. August 2019 im Zug nach Mainz und folgte gerade den Ausführungen Yuval Noah Hararis in dessen Buch ‚HOMO DEUS‘, in dem er die Studie von Wu Youyou zitiert. 86220 Freiwillige nahmen daran teil. Sie regt, vorsichtig formuliert, zum Handeln an. Deswegen suchte ich gleich im Anschluss nach der entsprechenden Forschungsarbeit. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: 

  • nach 10 ausgewerteten Facebook-Likes sagte der Algorithmus die Persönlichkeit eines Facebook-Nutzers besser als ein Arbeitskollege voraus.
  • nach 70 analysierten Likes war der Algorithmus besser als dessen Freund.
  • nach 150 durchforsteten Likes war der Algorithmus besser als Eltern oder Geschwister in der Persönlichkeitsprognose.
  • nach 300 analysierten Likes lieferte der Algorithmus eine treffsicherere Persönlichkeitsanalyse als der Partner.

Nach wie vielen Likes ist er zuverlässiger als die eigenen Prognosen? 500 oder 1000?

Wie ist das möglich?

Die Aussagekraft eines Datensatzes misst sich unter anderem an seiner Größe. Facebook hat über zwei Milliarden aktive Nutzer und Nutzerinnen. Je mehr Zeit wir auf den virtuellen Plätzen verbringen und damit die Algorithmen der Unternehmen füttern, desto weniger Zeit bleibt für uns selbst und unsere Mitmenschen übrig. 

Auszeit in der Hängematte

(© Sebastian Wahlhuetter)

Wenn physische Erfahrungen fehlen, verkümmert die Körperintelligenz

„Use it or lose it!“ lautet der Spruch von Neurobiologen. Nutze Strukturen oder Du verlierst sie. So einfach ist das. All die Sensoren (Propriozeptoren), die unsere Erfahrungen aufnehmen und uns in schwierigen Situationen die nötige Orientierung geben könnten, sind beim Surfen im Netz offline. Die kinästhetischen werden durch die visuellen und akustischen Reize verdrängt. Wer jedoch diesen vitalen Draht zu seinem Körper – dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis - kappt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er/sie kostspielige Fehlentscheidungen (durch reine ‚Kopfgeburten‘) trifft oder von Menschen, Konzernen oder Medienportalen unbemerkt manipuliert werden kann. 

Sich selbst ‚liken‘ und an Körperintelligenz gewinnen

Was ist zu tun? Schenken Sie Ihrem Körper und damit Ihrer Persönlichkeit jeden Tag ein paar Minuten etwas von dem, was er/sie dringend braucht. Echte Erfahrungen mit Freunden und sich selbst. Wer z.B. ausgestattet mit einem Menschen und einer Zweier-Hängematte in den Wald geht und dort dann regenerativ abhängt, fördert seinen Erfahrungsschatz.

Selbstbewusstsein entwickeln

Durch das Gehen, Schwingen, Räkeln, Sprechen und Lachen mit Freund*innen werden wir im wahrsten Sinne des Wortes selbstbewusster und können den Kaufempfehlungen, Fake-News und dem Traffic-Hunger der Organisationen im Internet etwas entgegensetzen: einen Organismus, den wir besser kennen als Facebook und Co..

Viel Souveränität und frische Luft im Ring des Alltags wünscht Ihnen

Peter Flühr

Bildnachweis Titelbild: © Sebastian Wahlhuetter

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Peter Flühr

Hallo,

ich bin Peter Flühr, seit mehr als 20 Jahren Coach und Trainer.

Viele Fach- und Führungskräfte erleben ihren beruflichen Alltag vor allem als Kampf.

In meinen Seminaren und Trainings zeige ich, wie man jeden Tag aufs Neue in diesem Ring besteht – mit einer Kombination aus mentalen Methoden und gezielter Bewegung.

In meinem Blog greife ich Themen auf, die viele aus ihrem Alltag kennen und gebe einfache Tipps, wie sie sich verbessern oder lösen lassen.

Viel Spaß beim Lesen!

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